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Ciucurova oder die Suche nach dem grössten Lindenhain Europas

Wir hatten die verlässliche Information erhalten, dass wir in Ciucurova den grössten Lindenhain Europas antreffen würden. Doch zuerst mussten wir herausfinden, wo Ciucurova liegt – Google sei Dank – es dann aber in der Realität zu finden, war trotz Navi nicht mehr ganz so leicht. So fuhren wir von Constanta in Richtung Donaudelta und zweigten nach zwei Dritteln der Wegstrecke in westlicher Richtung ab. Die weiten ebenen Flächen der Dobruscha wurden schon bald durch bewaldetes Hügelland abgelöst. Die Strasse führte durch ein Flusstal leicht ansteigend durch kleinere Dörfer. Sind das Linden? Oder das? Nein, recht gewöhnlicher Laubwald. Im Ort angekommen, versuchten wir es mit ein paar Brocken Rumänisch. Wir wussten: Linde heisst «Tej» und Wald «Padure». Sofort hellten die recht finstern Mienen auf und die Arme kreisten in weiten 360-Grad-Bewegungen. Doch für genauere Wegbeschreibungen reichte unser Rumänisch nicht. So fuhren wir aufs Geratewohl in den Wald und über einen kleineren Übergang. Ja hier hatte es schon Linden, aber alle zwischen anderen Bäumen. Hatten wir Monokulturen erwartet? Wir versuchten unsere Enttäuschung in Grenzen zu halten. Dass wir die Blütezeit längst verpasst hatten, war uns auch nicht so wichtig. Wir fuhren weiter in einen Weiler und beschlossen dann, einem Waldweg zu folgen, der uns – gemäss unserem Kartenmaterial – zurück nach Ciucurova führen würde. Immer prekärer wurde die Fahrspur. Waren wir immer noch richtig? War das Piste, Feld- oder nur noch ein Fussweg? Einmal gings sogar durch einen Bach. Glücklicherweise verkam uns nach einigen Kilometern ein Lieferwagen in entgegengesetzter Richtung. Wir machten irgendwie Platz und gaben dem Fahrer ein Zeichen. Die zwei Zigeuner – ich weiss, das darf man nicht mehr schreiben und ich tue es doch, weil sie sich teilweise selber so bezeichnen und ich es nicht genauer weiss – gaben uns freundlich Auskunft und konnten uns bestätigen, dass die «Strasse» irgendwo hinführt. 

Der grösste Lindenwald Europas

Leider war der Lindenwald schon verblüht. Nur noch verwelkte Blüten am Boden erinnerten daran.

Staubige Strassen in der Dobrusha

Stundenlang durch menschenleere Natur. Da wurde auch unser Duster ”dustig”

Klosteranlage

Die Manastria Uspenia

Wir schöpften also neuen Mut und wurden nach weiteren rund 5 Kilometern mit der Ansicht auf eine sehr schöne Klosteranlage belohnt. Später fand ich heraus, dass es sich um das «Manastirea Uspenia» handle und dass der russische Einfluss unübersehrbar sei. Mir ist dieser offen gestanden nicht aufgefallen. Ein freundlicher Pope öffnete uns die Kirchenportal und zeigte ein paar Dinge. Ich lernte, dass wir uns nach «seiner» Zeitrechnung im Jahr 7203 und nicht im Jahr 2019 befinden. Wieso verstand ich leider nicht und auch nicht all die anderen interessanten Dinge, die er uns erzählte. Wir leisteten zuletzt einen Beitrag an die Renovation der Kirche und fuhren dann weiter, auf der nun asphaltierten Strasse zurück nach Ciucurova. Und hier sahen wir dann auch einen sehr hübschen Verkaufsladen für Honig. Wieso hatten wir diesen nur übersehen? Wir traten ein und eine junge Frau erteilte uns freundlich und in Englisch alle nötigen Auskünfte. Sie konnte all die Dinge die wir über Ciucurova gehört hatten bestätigen.

Lindenwälder soweit das Auge reicht
Stundenlang durch menschenleere Natur
Manastira Uspenia
Ein Kloster mit russisch-orthodoxen Einflüssen
Innen
Eon Pope öffnete für uns die Türen
Kandelaber
Reliquienschrein
Auch hier gewährte er uns Einlass.
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