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Dobruscha – Land wo Milch und Honig fliessen

Kurz vor dem Ende ihrer über 3000 km langen «Reise» wendet sich die Donau nach Norden, statt sich auf direktem Weg ins Schwarze Meer zu ergiessen. Einige hundert Kilometer weiter nördlich mündet der Fluss in sein berühmtes Delta, einem aussergewöhnlichen Naturrefugium. Dobruscha wird der durchschnittlich 100 km breite Landstreifen zwischen der nach Norden ausweichenden Donau und dem Schwarzem Meer bezeichnet.

Der grösste Lindenwald Europas

Leider war der Lindenwald schon verblüht. Nur noch verwelkte Blüten am Boden erinnerten daran.

Die Dobruscha ist eine leicht hügelige Landschaft mit viel Sonne. Zusammen mit dem fruchtbaren Boden ergeben sich landwirtschaftliche Bedingungen, die man sich in Mitteleuropa nur erträumen kann und von denen schon das römische Reich profitierte. Es überrascht deshalb nicht, dass zahlreiche Völkerschaften einen «Platz an dieser Sonne» ergattern wollten. Neben den Rumänen siedeln hier muslimische Tartaren, russische Lipovaner, Serben, Bulgaren, Griechen und Deutsche. Letztere nennen sich Dobruscha-Deutsche, sind aber kaum mehr anzutreffen.

Sonnenblumenfeld in Rumänien

Aber die Sonnenblumefelder standen dafür in voller Blüte.

Die Landschaft ist grossflächig strukturiert. Getreide-, Melonen- und Tomatenfelder wechseln sich mit Sonnenblumenfeldern ab. Wir suchen nach Francisc Szanto, dem Imker unseres Vertrauens. Ihn zu finden ist gar nicht so einfach. Wir suchen ihn zwischen Feldern. Aber die Menschen sind hilfsbereit, fragen sich belustigt, was diese Schweizer hier im Nirgendwo treiben. Unser Blick geht kilometerweit in den Raum. So sehen wir denn auch eine Windhose auf uns zukommen und reagieren aus im Nachhinein unverständlichen Gründen doch nicht. Statt uns im Auto einzuschliessen, stehen wir einfach da und schauen zu, wie sich die Windhose zu einem kleineren Tornado aufbaut. Die Autotüren werden durch den Wind zugeknallt. Wir reissen sie wieder auf und steigen ein, doch die Fenster sind noch offen. So wird das Interieur des Autos mit Staub paniert – der «Dacia Duster» macht seinem Namen nun alle Ehre. Für uns wird das zu einem späteren Zeitpunkt 30 Minuten Autosaugen bedeuten.

Christian Arnold kauft eine Melone

Zwischendurch eine Honigmelone zur Verpflegung

Irgendwann finden wir dann Francisc. Zusammen mit seinen 50 Bienenvölkern verbringt er rund 2 Wochen zwischen den Sonnenblumenfeldern, bis diese verblüht sind. Seine Tage sind gefüllt mit der Arbeit an den Bienen, Wabenentnahme und Schleudern des Honigs usw. Über unseren Besuch freut er sich sehr, bringt er doch etwas Abwechslung in diese doch wohl recht einsame Zeit. Wir dürfen den frischen Honig verkosten. Er ist noch warm vom Stock. Wir beissen in die Waben, der Honig kleckert über die Finger. Francisc hat zum Glück viel Frischwasser vorrätig. Er erklärt uns seine Gerätschaften. Wir fragen kritisch nach, auch bezüglich des Einsatzes von etwaigen Giften in der Landwirtschaft. Diese würden – so Francisc – erst nach dem Verblühen der Sonnenblumen, wenn es um die Reifung der Kerne gehe, durch die Landwirte eingesetzt. Wir vertrauen Francisc, weil die Gesundheit der Bienen im Eigeninteresse des Imkers ist. Trotzdem werden wir seinen Honig auf Spritzmittel untersuchen lassen müssen.

Die Dobrusha
Hügelige Landschaft südlich des Donaudeltas
Landwirtschaft
Die sanft geschwungenen sonnenbestrahlten Felder sind leicht zu bewirtschaften
Heuernte
auch heute noch vielerorts von Hand
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