Stellungnahme zur Pestizid-Initiative
Stellungnahme zur Pestizid-Initiative
Wir können die Aufregung in der Landwirtschaft verstehen. Ein kompletter Verzicht auf synthetische Pestizide ist eine grosse technische und finanzielle Herausforderung. Jeder Hobbygärtner weiss, was Schädlinge, Pilzbefall und Überwucherung durch Unkraut verursachen können. Es ist einfach, diesen Verzicht anderen – und dann noch Fachleuten der Landwirtschaft – einfach zuzumuten.
Wir glauben auch den vielen Landwirten, die synthetische Pestizide – wenn überhaupt – nur noch gezielt einsetzen. Das lässt sich auch mit Zahlen belegen. Ihr Umweltbewusstsein ist mit Garantie wesentlich höher als jenes vieler Konsumentinnen und Konsumenten, die viel fordern, aber dann doch nach den billigsten Rüebli – wenn möglich noch aus dem Ausland – greifen.
Trotzdem: Die Stossrichtung der Initiative stimmt! Es überzeugt uns, dass dabei auch die Importe erfasst werden. Auch sie müssen entsprechend produziert worden sein. Zudem erscheint uns die vorgesehene zehnjährige Übergangsfrist als ausreichend, um die Arbeitsabläufe auf den landwirtschaftlichen Betrieben anzupassen.
Es ist einfach eine gute Sache, wenn nach anderen Wegen gesucht wird. Nicht-chemische Pestizide, so wie sie im Bio-Landbau Verwendung finden, sind weiterhin erlaubt. Eine sinnvolle regionale Produktion wird nicht verunmöglicht. Verunmöglicht wird der vielerorts immer noch sorglose Griff in den «Giftschrank», auch in Privathaushalten, bei den SBB und den Kommunen.
Die Preise für Lebensmittel werden steigen. Gut so! Denn sie sind viel zu tief. Wir leben in einer Zeit, in der es auch für einkommensschwache Haushalte selbstverständlich geworden ist, nach Dubai zu fliegen, um zu shoppen. Aber für das Kilo Rüebli will man keinen Franken zahlen. Das kann und darf so nicht weitergehen. Lebensmittel sollen nachhaltig produziert werden und dürfen dann auch den angemessenen Preis haben.
Insekten wie Bienen profitieren davon. Es ist erwiesen, dass sie unter Insektiziden wie Neonicotinoiden leiden. Sie machen sie anfälliger für vielerlei Bienenkrankheiten. Je nachdem wie gespritzt wurde, tragen die Bienen dann diese Pflanzenschutzmittel auch noch direkt in den «wunderbaren Thurgauer Apfelblütenhonig» ein. Und der wird dann wiederum als besonders nachhaltig angepriesen. Das kann es und darf es nicht sein. Darum ein überzeugtes Ja zur Initiative.
Freud und Leid in der halbdirekten Demokratie
Die Möglichkeit, regelmässig über Sachfragen abzustimmen, ist ein unerhörtes politisches Privileg. Ja, die Schweiz ist ein Sonderfall – genau darum. Damit verbunden ist aber ein Problem, an das sich alle interessierten Stimmberechtigten gewöhnen müssen: Die permanente geistige Überforderung aufgrund der Fragestellungen.
Welche Optionen stehen zur Verfügung: Jammern und von einer Experten-Regierung träumen? Aus dem Bauch heraus was ankreuzen oder ankreuzen, was die «Bubble» ankreuzt? Nein, wer sich der halbdirekten Demokratie würdig erweisen will, muss etwas Disziplin und Demut zeigen. Disziplin, um sich der Materie einigermassen zu bemächtigen. Demut, um zu einer Entscheidung zu stehen, die langfristig vielleicht nicht richtig sein wird.
Honigsammler geht es da nicht besser. Wer nicht gerade Agronom, Biologin oder Chemiker ist, und das sind wir nicht, ist und bleibt Laie. Und trotzdem versuchen wir hier eine Beurteilung. Dabei fokussieren wir uns auf die «Volksinitiative für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide». Diese hat noch stärker Auswirkungen auf Insekten wie Bienen als die sogenannte Trinkwasser-Initiative.
Berauschende Bienen
Der Solothurner «Nachtschatten Verlag» hat ein lesenswertes Büchlein veröffentlicht, in welchem der Norddeutsche Fabian Kalis (30 Jahre junger Berufsimker) seine umfassende Recherche rund um «Mythologie, Folklore und um psychoaktiven Honig» zusammenfasst. Kalis ist kein Soziologe, kein Historiker, kein Chemiker dafür begeisterter Autodidakt. (Bekanntlich können es solche in jeder Disziplin sehr weiter bringen.) So wagt er nicht nur historische Abhandlungen und kulturelle Deutungen, sondern auch chemisch-biologische Analysen und gar Selbstversuche.
Kalis steht dabei zur Begrenztheit «seines» Wissens und zeigt auf, wo weiter recherchiert, geforscht werden könnte. Das weckt Interesse und macht Lust auf mehr.
Besonders spannend sind seine Abhandlungen zu «Honig aus psychoaktivem Nektar und Honigtau», sowie zu Honig als «Aphrodisiakum». Es ist zwar gesetzlich verboten, Honig in irgendeiner Weise als Medikament anzupreisen. Trotzdem darf nicht übersehen werden, dass Honig bestimmte chemische und biotische Inhaltstoffe aufweist, die je nach Tracht und Sorte unterschiedlich zusammengesetzt sind. Und diese Zusammensetzungen erzielen unterschiedliche Wirkungen bei der Einnahme.
Fabian Kalis erzählt von «Tollhonig» vom Schwarzen Meer und von «Xtabentun» aus Yucatan. Er zeigt auf, dass Alpenrosenhonig in hoher Dosis eine berauschende Wirkung erzielt und dass Lavendelblütenhonig eine leichte Wirkung auf den Geist nicht abzusprechen ist.
Wie bereits gesagt: Kalis Text ist kein wissenschaftliches Buch. Und Kalis ist in seinen Formulierungen entsprechend vorsichtig. Trotzdem ist es inhaltlich hochwertig. Der Autor hat es geschafft, dass jeder Honigexperte und jede Honigexpertin bei der Lektüre noch mindestens etwas dazulernen kann.
Kalis, Fabian (2020): Berauschende Bienen – Mythologie, Folklore & psychoaktiver Honig. Nachtschatten Verlag, Solothurn. ISBN: 978-3-03788-597-0
Wege aus der genetischen Wüste
Wege aus der genetischen Wüste
Der fortschreitende Verlust an Biodiversität betrifft auch die Honigbienen. Die Selektion der Königinnen in Richtung Honigleistung, Sanftmut und Wabensitz haben den Gen-Pool reduziert. Zudem hat der Siegeszug der «Apis mellifera carnica» andere Honigbienen-Rassen fast zum Verschwinden gebracht. Dieser «Verarmung» muss sinnvollerweise Einhalt geboten werden.
Die Problematik erinnert an die Thematik der Rinder-Rassen. Schaut man nur auf die Milchleistung, würde es wohl bald nur noch «Hosteiner», schaut man nur auf die Fleischproduktion bald nur noch «Charolais» geben. Unter den Honig-Bienen hat sich in dieser Weise die «Apis mellifera carnica» hervorgetan. Es sei an dieser Stelle klipp und klar gesagt, dass die «Carnica» so natürlich wie alle anderen Bienen ist und darüber hinaus zahlreiche herausragende Eigenschaften aufweist. Nicht von ungefähr wird sie darüber weltweit eingesetzt und ist ein eigentlicher Exportschlager Kärntens und Sloweniens. Kaum eine Honig-Biene dieser Welt weist vergleichbar vorteilhafte Eigenschaften auf.
So verdrängte die «Carnica» nicht nur in unseren Breitengraden die lokalen Bienen. Nördlich der Alpen herrschte bis vor 100 Jahren die «Apis mellifera mellifera» oder auch «dunkle europäische Biene» genannt und südlich die «Apis mellifera ligustica» oder auch «Italienische Biene» vor. Heute sind diese lokalen Rassen weitgehend verdrängt worden, aber nicht verschwunden. In der Schweiz bildet insbesondere der Kanton Glarus eine geschlossene Population dunkler Bienen. Die «Dunkle Biene» hat einige Eigenschaften, die gewisse Vorteile gegenüber der gelben «Carnica» bringen. So ist sie weniger anfällig auf Temperatur- und Witterungsschwankungen, weil sie einfach viel vorsichtiger auf- und ausbaut. Sie fliegt zudem bei niedereren Temperaturen.
Nur schon aus nutzenorientierten Überlegungen scheint es sinnvoll zu sein, im Hinblick auf die klimatologisch unsichere Zukunft ein Höchstmass an Biodiversität zu erhalten. Niemand weiss heute, welche natürliche Eigenschaft in Zukunft eventuell überlebenswichtig werden wird. Die Natur hat ausgehend von der letzten Eiszeit und nördlich des Mittelmeers eine beeindruckende genetische Vielfalt der Honigbiene entstehen lassen. Diese Vielfalt sollte sinnvollerweise erhalten bleiben.
Verschiedene Organisationen haben sich dieses Ziel auf die Fahne geschrieben. Die Dachorganisation «SAVE Fundation» und ihr Mitglied «Pro Specie Rara» setzen sich ganz allgemein für den Erhalt der Biodiversität bei Zuchttier-Rassen ein. «Mellifera.ch» hat sich den Erhalt und der Weiterentwicklung der «dunklen Biene» auf Schweizer Boden zum Ziel gemacht.
Anfällig auf Varroa sind die gelbe und die dunkle Honigbiene. Auch kaum eine andere westliche oder auch östliche Honigbiene – woher die Varroa-Milbe stammt – ist geschützt. Die Forschung ist dabei, Lösungen zu suchen. Einen sehr interessanten Beitrag leistet hier Imker Carlo Amodeo aus Sizilien. Er stiess vor 25 Jahren auf vergessene Völker der «Apis mellifera sicula». Sie hatten ohne Behandlung – was eigentlich unumgänglich ist – überlebt. Er schloss auf eine gewisse Resilienz der Rasse gegenüber Varroa und begann ein eigenes Zuchtprogramm auf der Insel Filicudi. Von dort aus versucht er seine Biene in West-Sizilien zu verbreiten. Das Schweizer Fernsehen srf widmete seinem Engagement eine sehenswerte Dokumentation.
Von der Massentierhaltung zur artgerechten Bienenhaltung
Von der Massentierhaltung zur artgerechten Bienenhaltung
In Fachkreisen besteht rund um die Honigbiene seit einiger Zeit eine Diskussion, die bezüglich der allgemeinen Nutztierhaltung schon lange geführt wird: Es geht dabei um die Frage der artgerechten Haltung und deren Wirtschaftlichkeit.
Wer wissen will, wie Honigbienen artgerecht leben, muss sie in der Natur beobachten. Das ist leichter gesagt als getan. Denn wild lebende Honigbienen-Völker sind sehr selten. Fündig wird man am ehesten in hohlen Baumstämmen, ihrem natürlichen Habitat. Hohle Bäume sind es denn auch, welche die Bienen seit 45’000’000 Jahren für ihr Überleben nutzen.
Die «Zeidlerei» ist eine Form der Haltung halbwilder oder gänzlich wilder Honigbienen-Völker in Bäumen. Diese «Waldimkerei» breitete sich im Spät-Mittelalter von Russland über Polen nach Deutschland aus. In jener Zeit war der Honig ein wertvolles Nebenprodukt der Bienenwachs-Produktion. Das Wachs wiederum wurde für Kerzen verwendet. Die extensive und wenig effiziente Bienenhaltung rechnete sich bei geringsten Lohnkosten irgendwie. Mit der Reformation und der Entdeckung Amerikas ging sowohl der Wachsverbrauch als auch die Nachfrage nach Süssstoff zurück, weil nun billiges Zuckerrohr zur Verfügung stand. Die Zeidlerei verschwand dahin, woher sie gekommen war: in die weiten Wälder Russlands, wo es sie noch heute gibt.
Die heute vorherrschende Honigproduktion in Kasten oder Beuten entspricht kaum dieser natürlichen Lebensweise. Sie wird von manchen darum auch etwas polemisch als ‘manipulierte Massentierhaltung mit Medikamenten-Missbrauch’ beschrieben. Biologe Torben Fischer hat sich einen Namen gemacht in der Erforschung der Honigbiene. Mit seiner Forschung konnte er zeigen, was Bienen krank bzw. resilient macht.
Insbesondere die physikalischen Eigenschaften der Kasten/Beuten machen den Honigbienen zu schaffen, so Fischer. Die grossen Volumina der Hohlräume nötigten die Völker zu einer zu grossen Population, was wiederum die Belastung durch die Varroa-Milbe verstärke. Zusätzlich würden die Völker viel Energie verlieren beim Beheizen der grossen Hohlräume. Styropor- bzw. behandelte Holz-Oberflächen würden keine Luftfeuchtigkeit absorbieren, was wiederum zu Piz- und Schimmel-Befall führe. Insgesamt sei es in den herkömmlichen Bienenkasten einfach zu kühl und zu feucht.
Torben Fischer propagiert deshalb eine Form der Bienenhaltung in sog. Klotzbeuten, die er als «Quelle des Lebens» und die auf aktueller Forschung basiert. Sie erinnert an die traditionelle Zeidlerei.
Die durch einen Schreiner hergestellte Klotzbeute weist auf der Vorderseite ein Flugloch mit rund 5cm Durchmesser auf. Auf der hinteren Seite besteht eine konisch zugeschnittene, verschliessbare Öffnung, bei der sich der Imker, die Imkerin Zugang zu den Waben verschaffen könnte. Der Hohlraum im Innern ist rund 1m hoch und hat einen Durchmesser von rund 20cm. Die Bienen bauen diesen wild aus. In der Tendenz legen die Bienen zuerst Honig-Vorräte im oberen Drittel und zuletzt im unteren Viertel an. Die letztgenannten könnte der Imker, die Imkerin theoretisch abernten.
Torben Fischer geht es dabei aber nicht um die Honigproduktion. Seine Empathie gilt den Bienen, nicht der Honigproduktion. Er stellt in seiner Forschung fest, dass sich das Verhalten der Bienen schlagartig ändert, natürlicher wird, wenn es von einer Beute/Magazin/Kasten in eine hölzerne Klotzbeute umgesiedelt wird. Das Holz sorgt dabei für eine geringere Luftfeuchtigkeit, weil es diese aufnimmt. Die dicken Wände isolieren. Idealerweise zieht man die Klotzbeute dann hoch auf 4 bis 5 Meter über Boden. Denn im Laufe der Jahrmillionen habe sich auch dieser Umstand als überlebenswichtig erwiesen. Mehr dazu:
Torben Fischer zur Bienenhaltung
Torben Fischer versus Carlo Amodeo oder: naturnahe Bienenhaltung versus Erhalt der Biodiversität
Torben Fischer versus Carlo Amodeo oder: naturnahe Bienenhaltung versus Erhalt der Biodiversität
Stellungnahme von Christian Arnold zu den Fachtexten „Wege aus der genetischen Wüste“ und „von der Massentierhaltung zur artgerechten Bienenhaltung“ (beide Rubrik Wissen bzw. Umweltpolitik)
Die herkömmliche Bienenhaltung befindet sich ein Stück weit in einer Sackgasse. Die Bienenbestände lassen sich nur dank starker menschlicher Eingriffe aufrechterhalten. Die Ausfälle sind trotzdem recht hoch. Zudem bringt der Klimawandel weitere Unwägbarkeiten. Es ist schon klar, dass man die beiden im Titel der Stellungnahme benannten Bienen-Freunde nicht gegeneinander ausspielen soll und kann. Fischer plädiert für eine naturnahe Haltung der Bienen in hölzernen Klotzbeuten. Amodeo betreibt eine eigenes Zuchtprogramm zum Erhalt der lokalen, sizilianischen Biene, die eine gewisse Resilienz gegenüber Varroa zeigt.
Als Imker bin ich froh, dass es beide Experten gibt. Sie leisten Grossartiges. Als Honighändler bin ich aber eher bei Amodeo. Denn er zeigt mir auf, dass es auch in Zukunft noch möglich sein wird, Honig zu ernten, dieses wunderbare Naturprodukt zu geniessen. Fischers Herangehensweise scheint mir eine Abkehr von der Honigproduktion zu sein. Denn Klotzbeuten lassen sich weder effizient noch bezahlbar handhaben. Wenn überhaupt, so können nur geringste Mengen Honig geerntet werden. Ein ökonomischer Kilopreis käme wohlmöglich bei CHF 100.- oder mehr zu liegen. Honig würde zu einem Luxusprodukt für Begüterte werden. Durchschnittliche Haushalte hätten keinen Zugang mehr.
Erinnern wir uns an dieser Stelle an das im Brundtland-Bericht 1987 definierte Konzept der Nachhaltigkeit: Es vereinigt gleichermassen ökologische wie ökonomische Anliegen, und dies in sozial-verträglicher Weise. Fischers Fokus auf die Bienen-Biologie bringt ein Maximum an Ökologie unter Missachtung legitimer ökologischer Anliegen von z.B. Berufs-Imkerinnen und -Imkern. Zusätzlich würde er in Extremis zur Angebots-Verknappung und somit zu massiv steigenden Preisen führen. Nur noch Reiche könnten echten Honig kaufen. Der Rest müsste auf Ersatz-Produkte ausweichen. Um es deutlich zu sagen: Das ist asozial. Damit ist im Übrigen nicht gemeint, dass jeder Zugang zu billigen tierischen Produkten haben soll. Tierische Produkte sind hochwertig und nicht alltäglich, sollen aber bezahlbar bleiben.
Amodeo wiederum sucht nach Lösungen die – wenn erfolgreich – mehr Ansprüche der Nachhaltigkeit erfüllen. Er bereitet seine Bienen züchterisch so vor, dass sie genetisch in der Lage sind, mit Herausforderungen klarzukommen. Er leistet dabei einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität und der Produktivität. In diese Richtung möchten auch wir Honigsammler uns entwickeln. Wir haben dazu Kontakt mit «mellifera.ch» aufgenommen. Wir werden diesen Sommer unseren Bienenstand mit mindestens einem Volk der bedrängten Rasse «Apis mellifera mellifera» bereichern. Zudem werden wir Kontakt mit Carlo Amodeo und seinen Mitstreitern aufnehmen, um seinen Honig anzukaufen und so seine Sache zu unterstützen.
Torben Fischer wünschen wir weiterhin viel Erfolg bei seiner Arbeit. Wir erachten es als sehr sinnvoll, parallel zur Honigproduktion einen Bestand gesunder wilder bzw. halb-wilder Honigbienen-Völker in den Wäldern zu haben. Auch das ist eine Zukunftschance, die nicht vertan werden sollte.
Carlo Amodeo bei seiner Arbeit
Genuss mit gutem Gewissen
Genuss mit gutem Gewissen
Warum erheben wir diesen Anspruch?
1. Wirtschaftlich interessant für alle Beteiligten
Honigsammler ist bereit, den Imkerinnen und Imkern die geforderten Preise zu zahlen. Zwischen ihnen und unseren Kundinnen und Kunden stehen nur wir Honigsammler. Das erlaubt es uns zu zahlen, was erwartet wird. Wir wollen niemanden „drücken“, haben das noch nie getan und wollen auch nicht in die Situation kommen.
Wir kaufen direkt von Imkerinnen und Imkern, noch nicht einmal von Vertriebsgenossenschaften, und schon gar nicht von Zwischenhändlern. So bleibt die Marge erhalten und es reicht für alle.
2. Respektvoll im Umgang
Wir kennen die Imkerinnen und Imker die uns beliefern, haben sie mehrfach persönlich besucht und ihnen interessiert bei der Arbeit zugeschaut. Es sind alles kleinere Produzenten mit maximal 120 Völkern. Wir begegnen ihnen respektvoll. Wenn uns das was wir sehen nicht gefällt, ziehen wir uns freundlich zurück. Wir wollen niemanden ungefragt belehren.
Wenn wir einen Imker, eine Imkerin zur Zusammenarbeit einladen, bleiben wir ihr oder ihm so lange als möglich treu. Wir streben ein freundschaftliches Verhältnis an, freuen uns über die Kontakte und pflegen sie. Theoretisch wäre gar denkbar, dass wir die Kundinnen und Kunden in Kontakt mit den Imkerinnen und Imker bringen. Warum eigentlich nicht!?
3. Ökologisch verantwortbar
Zustände, wie sie vielleicht einige Kundinnen und Kunden aus dem Film «more than honey» kennen, sind für uns inakzeptabel. Es wäre andererseits unrealistisch, würden wir behaupten, unsere Imkerinnen und Imker schützten jede einzelne Biene. Wer mit Bienen arbeitet, weiss, dass es auch pragmatisch zu und her gehen muss. Was wir aber sagen können, ist, dass alle Imkerinnen und Imker, die uns beliefern, gerne Honig produzieren und darum mit ihren Völkern sorgfältig umgehen.
Sie vermeiden es zudem, dass ihre Bienen gespritzte Felder befliegen, was wir überprüfen. So sind denn auch alle diesbezüglichen Werte unter der Grenze der Nachweisbarkeit. Unsere Honige sind sauber, reine Naturprodukte.
Was uns auch am Herzen liegt, wo wir aber noch nicht ganz hingekommen sind, ist die maximal mögliche CO2-Neutralität unserer Honige. Gerne würden wir 100% des Honigs auf Schienen transportieren lassen. Leider scheitert das noch an Unzulänglichkeiten der Logistik im Schienenverkehr. Wir wollen trotzdem Lösungen finden!
Was jeder Imker wissen muss
Was jeder Imker wissen muss
Buchbesprechung
«Die Bienenkönigin – Was jeder Hobbyimker wissen muss» und «Bienen-Werkstatt – 52 Projekte für angehende Imker»
Der renommierte Verlage Haupt, Bern hat uns zwei Fachbücher aus dem aktuellen Verlagsprogramm zugesandt, verbunden mit der Bitte um Besprechung. Wir kommen dieser Aufforderung gerne nach und bedanken uns für die interessante Lektüre.
«Die Bienenkönigin - Was jeder Hobbyimker wissen muss»
Zunächst setzten wir uns mit Hilary Kearneys Buch «Die Bienenkönigin» auseinander. Was auffällt, ist die spielerische Art und Weise mit der Kearney das Thema angeht. Die Systematik der Bienenkunde leidet etwas zugunsten der Lesbarkeit. Oder positiv formuliert: Das Buch liest sich wie Butter. Die Sachtexte sind locker verfasst, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Zudem flicht die Autorin vielfach lustige Anekdoten ein. Der eigentliche Rote Fadenbilden aber insgesamt 48 Suchbilder, bei denen der Betrachter und die Betrachterin aufgefordert sind, die Königin unter hunderten Arbeiterinnen und Drohnen zu lokalisieren. Dabei steigert Kearney die Schwierigkeit. Damit ist auch gesagt, was das Buch vermitteln will: Die Kompetenz, die Königin im Volk zu finden. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass das wirklich schwierig, für die erfolgreiche Führung der Völker aber unumgänglich ist. Die Autorin gibt dem Leser, der Leserin hierzu ein paar wirklich nützliche Tipps zur Hand. Aber lesen Sie selbst.
Kearney, Hilary (2020): Die Bienenkönigin. Was jeder Hobbyimker wissen muss. Haupt Verlag, Bern. ISBN: 978-3-258-08171-7
«Bienen-Werkstatt - 52 Projekte für angehende Imker»
Nun zur «Bienen-Werkstatt» von Kim Lehman. Es handelt sich um eine Sammlung von 52 sogenannten Projekten für angehende Imker. Was Lehman genau unter «Projekten» versteht, bleibt dem Leser, der Leserin verborgen. Einerseits sind da handfeste technische Ratschläge für die Bienenhaltung anzutreffen, andererseits aber auch einfach Bastelideen rund um die Bienenprodukte (Wachs, Propolis, Pollen, …) und Rezepte. Insgesamt erscheint und das an den Laien gerichtete Werk zu ungenau für ein Schulungsinstrument. Ein angehender Imker, eine angehende Imkerin sollte sowieso einen Einführungskurs besuchen. Nur aufgrund von Literatur funktioniert es sowieso nicht – auch nicht mit einem detaillierteren Fachbuch. Es gibt aber andere Lesergruppen, für die das Buch geradezu prädestiniert zu sein scheint. Viele Lehrerinnen und Lehrer landauf landab thematisieren zu Recht die Bienen im Unterricht. Die «Bienen-Werkstatt» liefert ihnen zahlreiche sehr kreative und lehrreiche Inputs für den interdisziplinären Biologie-, Kunst-, Werk- und Physikunterricht. Zusätzlich eignet sich das Buch aus unserer Sicht auch sehr für erfahrene Imkerinnen und Imker, die mehr aus Ihrem Hobby machen wollen. Wieso mal nicht eine Honigverkostungsparty schmeissen – wie geschildert – und so den Honigverkauf steigern?! Oder wieso mal nicht sogenannten Bienenbrot selbst herstellen? Das Machwerk enthält einige tolle Ideen und ist deshalb ebenfalls den Kauf wert.
Lehman, Kim (2018): Bienenwerkstatt. 52 Projekte für angehende Imker. Haupt Verlag, Bern. ISBN: 978-3-258-08039-0
Gute Honigernte im Frühling 2020
Gute Honigernte im Frühling 2020
Das milde und trockene Wetter im April und in der ersten Hälfte des Monats Mai bescherte den Imkerinnen und Imkern im Schweizer Mittel- und Alpenvorland eine reiche Blütenhonigernte. So konnten pro Volk bis zu 20 Kilo geerntet werden. Nach einer längeren Durststrecke wurden die Bienenhalter somit für ihre grosse Arbeit belohnt. Wie sich das auf die Preise auswirken wird, ist noch nicht abschliessend geklärt. Es ist davon auszugehen, dass diese allenfalls leicht sinken. Ob auch eine gute Sommerernte (Waldhonig) anfalle, ist ebenfalls noch nicht absehbar. Indiz hierfür ist der Läusebefall an den einschlägigen Baumarten. Immerhin seien erste Baumläuse feststellbar, so ein Vertreter des VDRB (Verband Deutschschweizer und Räteromanischer Bienenzüchter). Es darf also gehofft werden.
Quelle: srf-Tagesschau vom 23. Mai 2020
2020 – ein gutes Honigjahr
Ende Mai ist es soweit: Der Honig ist vermutlich reif für die Ernte. Doch so genau kann ich das nicht wissen. Ich ziehe die Arbeitshose an, hole den Schutzanzug aus dem Geräteschuppen, fülle den Smoker mit Tabak. Beim Bienenstand ist am frühen Nachmittag Einiges los. Die Bienen fliegen fleissig. Das Wetter stimmt. Ich entzünde den Smoker und ziehe den Schutzanzug an. Ich hebe den Deckel ab und schaue in die Bienenkiste. Die Bienen fliegen auf. Der Rauch besänftigt sie ein bisschen. Ich hebe mit dem Stockmeissel eine Wabe aus der Zarge. Die Honigzellen sind mehrheitlich verdeckelt. Das ist gut, denn nur so darf ich davon ausgehen, dass der Honig reif bzw. unter 20% Feuchtigkeit aufweist. Nun entnehme ich der Zarge eine Wabe nach der anderen und wische die Bienen sorgfältig ab. Es ist eine schweisstreibende Arbeit im Schutzanzug, die sich dahinzieht. Mein Fahrzeug füllt sich. Es riecht fein nach Honig. Es «honigt», sagen die Imker. Ich decke nach und nach die Volker wieder ab, frage mich, ob ich für die Zeit zwischen der Blüten- und Waldhonig-Tracht die Bienen noch einmal kurz füttern soll. Ich fahre die Honigernte in die Imkerei. Dort stelle ich Rähmchen für Rähmchen auf ein Gestell. Mit der «Entdeckelungsgabel» hebe ich vorsichtig die mit Wachdeckel von den Honigzellen ab. Denn ist der Honig ausreichend getrocknet, verschliessen die Bienen diese mit einer dünnen Wachschicht. Weil die Waben noch warm sind, fliesst der Honig langsam ab. Ich muss mich beeilen. Ich stelle Wabe für Wabe in die Handschleuder. Ich fange an zu drehen, erst langsam und dann immer schneller – einmal im Uhr- und dann im Gegenuhrzeigersinn. Dann drehe ich die Waben um, damit auch die andere Wabenseite geschleudert werden kann. Der Honig spritzt an die Chromstahlwände der Schleuder und fliesst nach unten ab. Immer mehr Honig sammelt sich am Boden der Schleuder und fliesst durch Abläufe in ein Sieb. Von Zeit zu Zeit muss ich dieses Sieb reinigen. Darunter fliesst der Honig in einen rostfreien Chromstahlkessel. Ist er voll, stelle ich ihn in einen dunklen, kühlen Raum. Denn der Honig muss sich nun setzen. Einige Tage später kann sind Luftblasen und die letzten Partikel an die Honigoberfläche gewandert. Ich kann mit einem Spachtel die letzten Verunreinigungen abziehen. Der Honig ist reif für die Abfüllung in die Gläser.
Verdeckelter reifer Honig und unverdeckelter unreifer Honig
Mit einer Entdeckelungsgabel werden die verdeckelten Honigzellen entdeckelt
Die Honigwaben werden von Hand und dadurch besonders schonend geschleudert
Der geschleuderte Honig fliesst den Chromstahl-Innenwänden entlang nach unten
Flüssiges Gold rinnt aus der Schleuder ab in ein Sieb
Bevor der Honig abgefüllt werden kann, muss der einige Tage kühl und dunkel lagern